Ein "Gründungs-Tandem" für die Fahrt in die Selbständigkeit

Ein Interview mit Gabriele Schelhas, zukünftige Inhaberin Meine Papierwerkstatt

Gabriele Schelhas, gebürtige Brandenburgerin, befindet sich derzeit in der Gründungsphase. Sie wagt den Schritt aus dem langjährigen Angestelltenverhältnis in die Selbständigkeit. Gabriele spricht über ihre berufliche und persönliche Verwirklichung, über ihr passioniertes Gestalten mit Papier und was sie sich wünscht, um erfolgreich durch die Gründungsphase zukommen.

 

Du bist über 30 Jahre lang im Büromanagement tätig gewesen. Wie kam der Gedanke, dich selbständig zu machen?

Gabriele Schelhas©
Gabriele Schelhas©

Ich habe rückblickend auf meine bisherigen Tätigkeiten festgestellt, dass ich zunehmend an festgefahrene Strukturen und überalterte Arbeitsprozesse gebunden war, und ich hatte das Gefühl, dass mein Potential und persönliche Werte im Job nicht mehr zum Tragen gekommen sind. Über einen längeren Zeitraum bemerkte ich, dass der Büroalltag mich nicht forderte. Hieraus entstand der Gedanke, die Selbständigkeit nochmal zu wagen. Aufgrund diverser Fortbildungen, entsprechendem Wissenszuwachs und natürlich durch meine persönlichen Kompetenzen bin ich überzeugt, dass das der richtige Schritt für mich ist. Die zündende Idee kam mir erstaunlicherweise während einer Veranstaltung zum Thema Digitalisierung.

Du sagst „nochmal“. Warst du schon einmal selbständig?

Ja; ich habe mich damals in derselben Branche selbständig gemacht, in der ich hauptberuflich tätig war. Ich wollte mit einem vielfältigen Dienstleistungspaket im Bereich Büromanagement punkten. Am Ende war es aber dann jedoch das Gleiche was ich in meinem Hauptberuf gemacht habe. Es hat mich nicht mehr ausgefüllt, obwohl ich erfolgreich war.

Was ist jetzt anders?

Jetzt ist es ein bewusst gewollter Wechsel in ein Metier, welches mir große Freude bereitet. Ich kann kreativ sein und Mitmenschen den Zugang zur Kreativität vermitteln. Mit Veränderungsbereitschaft und Überzeugungskraft kann ich viel bewegen. Ich freue mich, bald auf neuen Wegen zu gehen.

Deine Unternehmen heißt „Meine Papierwerkstatt“. Wie entstand der Name?

Der Name entstand durch meine „Kühlschrankmethode“. Ich habe die wichtigsten Materialen und Tätigkeiten, die auf meine Arbeit zutreffen, auf Post-its notiert und an den Kühlschrank geheftet. Durch „mix & match“ stand dann schnell „Papierwerkstatt“ fest. Das Attribut „Meine“ habe ich einem sehr guten Freund zu verdanken – ist ja schließlich auch meine.

Wie bist du auf Papier gekommen?

Meine Papierwerkstatt©
Meine Papierwerkstatt©

Papier begleitet mich seit der Grundschule. Ich habe schon immer gern geschrieben und gezeichnet, sauber und ordentlich, auf schönem Papier. Für mich gab es als Kind nichts Schöneres, als in ein Schreibwarengeschäft zugehen, Stifte und Papierprodukte zu beschnuppern. Ein neues Hobby brachte mich vor einiger Zeit dazu, Weihnachts- und Geburtstagskarten selbst zu gestalten. Es steckt jedoch viel mehr dahinter:

Individuelle Karten selbst zu entwerfen und in Handarbeit für jemanden herzustellen, bedeutet ein hohes Maß an Wertschätzung für den Empfänger.

 

Was bietest du an und was ist dein USP?

Ich setze mich von der Massenproduktion und dem Billigmarkt ab. Die „Papierwerkstücke“ werden von mir anlassbezogen und mit speziellen Werkzeugen produziert. Keine Karte gleicht der nächsten. Neben Grußkarten gibt es noch so viel mehr.... Ich biete zusätzlich Kreativkurse an und zeige, wie man diese Karten herstellt. Materialien, Werkzeuge, Anleitungen und Techniken kommen aus einer Hand. Die Kurse werden von mir in Deutsch und Englisch angeboten.

Was waren deine größten Bedenken bei dem Gedanken an deine Unternehmensgründung?

Unternehmerische Freiheit und Unabhängigkeit sind toll. Dennoch unterliegt man einem unternehmerischen Risiko. Dieses ist aufgrund der Corona-Pandemie überhaupt nicht einschätzbar, trotz Kostenkalkulation und Business-Plan. Ich mache weiter. Der Mut ist mir dadurch nicht verloren gegangen, ganz im Gegenteil.

Ideen umzusetzen kostet Geld. Wie finanzierst du dich?

Momentan finanziere ich mich durch den Gründungszuschuss der Agentur für Arbeit. Als nächstes möchte ich einen Mikrokredit beantragen. Ob er bewilligt wird, weiß ich noch nicht, aber ich werde es versuchen.

Mit welchen Herausforderungen siehst du dich täglich konfrontiert?

Meine Papierwerkstatt©
Meine Papierwerkstatt©

Die Bürokratie. Ohne Papier und Behörden geht nichts. Ebenso der unüberschaubare Förderdschungel. Ich fühle mich zeitweise ohnmächtig, keine konkreten Zuständigkeiten und Antworten für meine Fragestellungen zu finden. Ich wünschte mir einen persönlichen Navigator (zugeschnitten auf die Branche, Unternehmensgröße, Konzept etc.) Bei der Selbstrecherche geht zu viel Zeit verloren, die ich für Konzeptionelles brauche. EINE konkrete Anlaufstelle wäre sehr hilfreich.

Ich nenne es „Gründungstandem“, was ich mir wünsche. Es soll mich in der Gründungsphase begleiten, bis ich angekommen bin, auf der Fahrt in die Selbständigkeit.

Welche Tipps gibst du Menschen, die sich im Moment mit dem Gedanken beschäftigen, ein Unternehmen zu gründen?

Du musst es wirklich wollen. Sei authentisch. Gehe den ersten Schritt, dann wird der nächste sichtbar.

 

                                                                                                                                                                                                                                                                Text: Gabriele Schelhas | Antje Baatz

 

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