Sich gegenseitig verstehen lernen

Ein Interview mit Anja Titze, Inhaberin der Agentur Meko

 

Anja Titze©
Anja Titze©

Anja sagt von sich: Meine Berufung ist es, Menschen in Unternehmen zusammen zu bringen und ihnen zu zeigen wie man wirkungsvoller kommuniziert.

Dabei gehen das Aufzeigen von Schwachstellen in der Kommunikation mit der Optimierung von Prozessen Hand in Hand.

Klar war für Anja schon sehr früh, dass sie beruflich im sozialen Bereich tätig werden möchte. Als Kind wollte sie Erzieherin, später Streetworkerin werden. Tatsächlich hat sie sich für eine Ausbildung zur Bürokauffrau entschieden und ist über die Arbeit in verschiedenen Agenturen beim Fernsehen (SKB) gelandet.

 

Welche Informationen hättest du dir während deiner Gründung gewünscht?

Zum Zeitpunkt meiner Gründung wurde das Thema Selbstständigkeit nicht attraktiv „verkauft“. Es gab es kaum Impulse oder positive PR zum Stichwort Unternehmensgründung.

Mir fehlten Informationen darüber wie der Weg von der Idee zur tatsächlichen Gründung des Unternehmens aussieht. Was sind die einzelnen Schritte? All das musste ich mir mühsam zusammensuchen.

Außerdem hätte ich gern gewusst, welche Ansprechpartner es gibt und wer mich begleiten kann.

Wünschenswert wäre auch ein Persönlichkeitstest gewesen, um herauszufinden, wo ich stehe, welche Fähigkeiten ich schon mitbringe und welche ich noch ausbauen bzw. erwerben muss.

 

Was war die größte Herausforderung in deiner Selbstständigkeit und wie bist du damit umgegangen?

Die größte Hürde war tatsächlich: mein Gegenüber verstehen zu lernen.

Anfangs habe ich den Kunden nicht verstanden und umgekehrt hat der Kunde mich nicht verstanden.

Da Kommunikation nicht immer eindeutig ist, ist das gegenseitige Verstehen teilweise eine größere Schwierigkeit als das Marketingkonzept selbst zu erstellen.

Das ist auch die größte Herausforderung, die ich immer wieder beobachte: Sich selbst weniger in den Mittelpunkt stellen und stattdessen auf die Bedürfnisse des Kunden zu schauen.

 

Welche Fehler machen UnternehmerInnen in der Kommunikation? Warum ist Kommunikation so wichtig?

Ein großer Fehler, wenn nicht sogar der größte Fehler ist, dass UnternehmerInnen nicht authentisch sind.

Oft wird nur geschaut, was andere UnternehmerInnen machen und dann möchten viele so sein wie diese Unternehmen. Das führt meiner Meinung dazu, dass wir in einer Scheinwelt leben.

Ich frage mich, warum es erstrebenswerter scheint wie andere sein zu wollen anstatt sich so zu zeigen wie man ist. Authentisch eben. Jeder ist einzigartig – leider zeigen die wenigsten Unternehmen ihre Einzigartigkeit. Ihnen fehlt die Individualität.

Viele Firmen investieren zu viel zu wenig im Bereich Marketing. Es mag daran liegen, dass sie Marketing eher als „Klotz am Bein“ empfinden. Jedenfalls stelle ich fest, dass gerade bei Kleinst- und Kleinunternehmen hier zuerst gespart wird.

Mein Appell ist daher: Nicht am Marketing sparen!

Authentisches und zielgerichtetes Marketing kann so viel bewegen und ist nicht zuletzt auch ein wesentlicher Bestandteil der Unternehmenskommunikation nach außen, also mit Kunden und potentiellen Kunden.

 

Welchen Tipp möchtest du zukünftigen GründerInnen geben?

„Einfach machen“ ist die Einstellung, die sie sich zu eigen machen sollten.

Heute gibt es viele Artikel zum Thema Erfolg und Ziele setzen. Ich persönlich mag Überraschungen und bin der Meinung, dass manche Ziele auch kontraproduktiv sind, weil sie Fantasien kaputt machen. Der Weg zum Ziel ist wichtiger, als das Ziel selbst.

 

Wo siehst du dich in 5 Jahren?

Ich möchte mehr darüber lernen wie wir Menschen „funktionieren“ und „ticken“. Darum werde ich mich im Bereich Gesprächstherapie weiterbilden.

 

 Text von: Antje Baatz, THB

Kommentare: 1
  • #1

    Katrine Lihn (Donnerstag, 08 Oktober 2020 17:58)

    Sehr interessant! Ich glaube auch, dass Authentizität extrem wichtig ist. Sich selbst treu zu sein, dabei die Anderen nicht vergessen.
    Gerade jetzt ist und wird das Wir, die Gemeinschaft uns gegenseitig stützen.